Wie ein maurisches Schloss mit Campanile ist dieser Industriebau aus dem Jahr 1928 konzipiert. Architekt Werner Issel aus Berlin-Lichterfelde versteckte so fantasievoll das Maschinen-, Umformer- und Schalthaus für einen 1500-PS-Dieselgenerator, der bei Bedarfsspitzen im Cottbuser Stromnetz zugeschaltet wurde. Der in der Fassade verbaute Klinker stammt aus der Ilse Bergbau AG in Großräschen. Ins Auge sticht der expressionistische Dreiklang aus Feuerrot (Fensterrahmen), Taubenblau (Stahltüren) und Türkis (Fliesenspiegel in Ullersdorfer Spaltvierteln). Der gezielte Einsatz von Farben als gliedernde Architekturelemente ist typisch für die Bauzeit der 1920er-Jahre.
2008 wurde das Haus nach langem Leerstand und aufwendigem Umbau durch die Stadt Cottbus auf Initiative des Fördervereins als Kunstmuseum wieder eröffnet. Die Haus-in-Haus-Konstruktion für die Ausstellungsräume im ehemaligen Maschinenhaus erlaubten den Erhalt der Innenfassade mit den Originalklinkern. Im Schalthaus sind ein Café und die Büros der Verwaltung zu finden. Auch hier erinnern Ausstattungsdetails an die ehemalige Nutzung.
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst / Dieselkraftwerk Cottbus
Inzwischen läuft das Museum unter dem sperrigen Namen „Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst | Dieselkraftwerk Cottbus“ und ist ein Kunstmuseum und das einzige Museum für zeitgenössische Kunst des Landes Brandenburg.
Geschichte
Das Museum wurde 1977 als Abteilung des Bezirksmuseums Cottbus gegründet. Zunächst als Galerie für Gegenwartskunst firmierend erhielt es 1984 die Bezeichnung Staatliche Kunstsammlungen Cottbus. Es war die dritte Neugründung eines Kunstmuseums in der DDR. Die Wahl fiel auf Cottbus, da die Stadt zu den wenigen Bezirksstädten gehörte, die bisher über kein eigenständiges Kunstmuseum verfügte. Nach der Gründung des Landes Brandenburg wurde es 1991 zum Landesmuseum und es folgte die Umbenennung in Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus. Seit Mitte 2004 arbeitet das Museum neben dem Staatstheater Cottbus unter der Trägerschaft der landeseigenen Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt (Oder).Ein Namenswechsel fand im April 2006 in Vorwegnahme des zukünftigen Standortes in dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus statt. 2008 zog das Museum vom alten Standort, einem Wohn- und Geschäftshaus in der Spremberger Straße in der Altstadt, ins neue Quartier, dem ehemaligen Dieselkraftwerk im Goethepark am östlichen Rand der Innenstadt, um. Am 8. Mai 2008 fand die Neueröffnung statt. Der damals ca. 30.000 Werke bildender Kunst umfassende Sammlungsbestand beinhaltet Malerei, Handzeichnungen, Druckgrafik, Fotografie, Plakatkunst und Skulpturen von 1900 bis heute.
2017 fusionierte das Museum mit dem Museum Junge Kunst in Frankfurt (Oder) zum Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK). Es beherbergt mit über 42.000 Werken die weltweit umfassendste, museale Sammlung von Kunst aus der DDR.
Die Sammlungen
Nach ihrer Gründung konzentrierte sich die Sammlung zunächst auf die Bereiche Malerei, Plastik und Grafik. Später kamen die Themengebiete Fotografie und Plakatkunst sowie Künstlerbuch und Buchobjekt hinzu. Diese Vielfalt zeigt sich auch in der Selbstbeschreibung des Hauses als Museum für zeitgenössische Kunst, Fotografie und Plakat.
Bis in die 1990er Jahre gab es in den Bereichen Malerei und Skulptur ausschließlich Kunst der früheren DDR beziehungsweise von Künstlern, die nach der politischen Wende 1990 im Osten Deutschlands beheimatet waren. Heute reicht die Sammlung mit über 30.000 Werken vom Dresdner Expressionismus bis zur Gegenwart. Hierzu gehört eine umfangreiche grafische Sammlung mit Handzeichnungen, Druckgrafik, Künstlerbüchern, Rollos und Collagen. Der Sammlungsbereich Fotografie ist der quantitativ wie auch qualitativ umfangreichste Bestand an Autorenfotografie in den neuen Bundesländern. Die zunächst auf die ostdeutschen Regionen beschränkte Fotosammlung hat sich seit 1993 auch den Gegenwartstendenzen Westdeutschlands und anderer Länder geöffnet. Bereits im Jahre 1980 wurde eine internationale Sammlung der Plakatkunst als Dauerleihgabe übernommen. Durch Schenkungen und Ankäufe vergrößerte sich zudem die eigene Plakat-Sammlung. Ausstellungsreihen wie Plakate der Welt konnten internationale Strömungen in diesem Bereich aufzeigen.
Jährlich werden mehr als zehn Wechselausstellungen gezeigt, die sich dem Werk einzelner Künstler widmen oder thematische Aspekte präsentieren. Hierbei reicht das Spektrum von der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst und umfasst alle Sparten des Hauses. Neben Kunstwerken aus der Region zeigt das Museum auch Arbeiten von international bekannten Künstlern. Zu den Höhepunkten seit der Wende zählen Ausstellungen zu Arnulf Rainer, Andreas Müller-Pohle, Joseph Beuys, Klaus Staeck, René Groebli, A. R. Penck, Andy Warhol, Camille Graeser, Emil Schumacher, Emil Nolde oder Edvard Munch und Marc Chagall sowie Pablo Picasso. 2010 war im Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus die Ausstellung Farbwelten. Von Monet bis Yves Klein. Werke der Klassischen Moderne aus den Kunstmuseen Krefeld zu sehen.
Literatur
Wer sich weiter in die Gesschichte des Dieselkraftwerkes vertiefen möchte findet auch zwei Bücher zum Thema.
Frank Schmitz, Florian Bolk: Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus. Stadtwandel-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86711-050-1.
Ursula Böhmer, Falk Jaeger: Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus. Anderhalten-Architekten. Jovis Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-82-2.