Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Brandenburgs Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach konnten am 23.08.2021 für Cottbus eine weitere Neuansiedlung verkünden. Das „PtX Lab Lausitz – Praxislabor für Kraft- und Grundstoffe aus grünem Wasserstoff“, das im Auftrag des Bundesumweltministeriums und der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH seit März 2021 in Cottbus aufgebaut wurde, nimmt mit diesem Tag offiziell seine Arbeit auf. Cottbus kommt auf Grundlage des 2020 in Kraft getretene „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ (StStG) diesen Zuschlag.
Zukünftig soll in Cottbus besonders einem klimafreundlichen Treibstoff für den See- und Luftverkehr zum Durchbruch verholfen werden. Für die geplanten Aufgaben soll in den nächsten Monaten 60 neue Stellen geschaffen werden. Für das PtX Lab Lausitz und die geplante Demonstrationsanlage stehen bis zum Jahr 2024 bis zu 180 Millionen Euro zur Verfügung.
Das PtX Lab fügt sich ein in eine Vielzahl von Aktivitäten, mit denen die Bundesregierung den Strukturwandel in der Region unterstützt. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Kompetenzzentrum für Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI). Das PtX Lab Lausitz und das KEI sind Geschäftsbereiche der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG), einer bundeseigenen Gesellschaft zur Förderung von Umwelt-, Natur- und Klimaschutz im Auftrag des Bundesumweltministeriums.
Bei PtX-Verfahren wird elektrischer Strom in Brenn- und Kraftstoffe (Power-to-Gas, Power-to-Liquid), in Rohstoffe für die Industrie (Power-to-Chem) oder in andere Energieformen (Power-to-Heat) umgewandelt. Nur wenn der benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, können PtX-Produkte einen Beitrag zum Erreichen der nationalen und internationalen Klimaschutzziele leisten. Vor allem im Luft- und Seeverkehr besteht dringender Handlungsbedarf: Denn hier ist der direkte Einsatz von erneuerbar erzeugten Strom nicht oder nur sehr begrenzt möglich. PtX-Produkte und Technologien bilden in diesen Bereichen auf lange Sicht die einzige klimafreundliche Alternative zu fossilen Kraftstoffen.
Behindert die Bundesregierung die Entwicklung umweltfreundlicher Kraftstoffe für Autos?
Dazu eine Stellungname des BMU:
Strombasierte Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasserstoff werden künftig unerlässlich sein, um den Verkehrsbereich klimaneutral zu gestalten. Erneuerbarer Strom ist aber ein kostbares Gut, das wir dort zuerst einsetzen sollten, wo es keine klimafreundlichen und effizienteren Alternativen als die direkte Stromnutzung gibt. Das trifft auf den Luftverkehr, den Seeverkehr und teilweise auch den Schwerlastverkehr zu. Strombasierte Kraftstoffe werden auch im Straßenverkehr genau wie Biokraftstoffe auf die Verpflichtung zur Erfüllung der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) angerechnet und damit gefördert. Wer E-Fuels einsetzen möchte, kann das tun und auch anrechnen. Dadurch können strombasierte Kraftstoffe unter Umständen auch im Straßenverkehr einen Beitrag zur Treibhausgasminderung der Bestandsflotte leisten.
Nun ist der Kraftstoff für Schiffe oder Flugzeuge nicht mit denen von Kfz vergleichbar aber einen Ausweg für die Verbrennerfahrer könnten die sogenannten E-Fuels werden. Mit E-Fuels wie Blue Gasoline von VW, Bosch und Shell lassen sich Benziner und Diesel Klimagas-neutral betreiben – vorausgesetzt die Hersteller nutzen dafür Wind- oder Wasserenergie. Leider kostet E-Fuel derzeit etwa doppelt so viel wie die vergleichbare Energiemenge fossilen Kraftstoffs. Mit einer Ausweitung der Produktionsmengen und günstigem Öko-Strom könnten synthetisch erzeugte Kraftstoffe aber deutlich günstiger werden. Experten haben in aktuellen Studien ermittelt, dass die reinen Kraftstoffkosten (ohne Steuern) für E-Fuels von 1,00 bis 1,40 Euro pro Liter realisierbar sind.
Leider fehlt noch? der politische Wille, diese Energieform für PKWs voranzubringen. Denn das sehr gut ausgebaute Tankstellennetz könnte schnell und weitgehend unkompliziert einen Umstieg realisieren. Mögliche Investoren brauchen für eine Umsetzung aber Planungssicherheit.